Herr Amacker, mit den Kollektionen SPARK und MILUM hat RIBAG miniaturisierte Lichtwerkzeuge mit hochpräziser Lichtlenkung auf den Markt gebracht, wie sie bisher nicht zur Verfügung standen. Beginnt damit ein neues Zeitalter im Design von LED-Leuchten?
Pascal Amacker: Dass alles immer kleiner und effizienter wird, ist ein schon länger andauernder Prozess. Mit dem technischen Fortschritt wird der Raum, der die Technik im Produkt einnimmt, immer kleiner. So kann das Produkt in seinem Design ebenfalls miniaturisiert werden.
Ich würde nicht von einem neuen Zeitalter im «Design» von LED-Leuchten, sondern von einem neuen Zeitalter im Umgang mit Licht im Raum sprechen. Unsere neusten Produktlinien ermöglichen einen noch nie da gewesenen, präzisen Einsatz von Licht. Das heisst eine sehr gezielte Steuerung der Raumwirkung, Stimmung und Atmosphäre. In diesem Bereich verzeichnen wir einen grossen Entwicklungsschritt. Durch die Miniaturisierung der Produkte tritt die Lichtwirkung und die damit verbundene Wahrnehmung des Raumes für den Menschen in den Vordergrund, die Präsenz der Leuchte nimmt sich zurück.
Welche Herausforderungen kommen im Designprozess auf Sie zu, wenn sich auf Grund der Miniaturisierung der Technik die verwendeten Komponenten ändern?
Pascal Amacker: Die sich ändernden Komponenten sind eine grosse Herausforderung, unabhängig von der Formensprache. Im Lichtsektor und ganz grundsätzlich im Elektronikbereich sind Produkt-Mutationen und Zeitdauer der Verfügbarkeiten herausfordernd. So lange die Komponenten kleiner, effizienter und leistungsfähiger werden, ist das für die bestehenden Gehäuse unproblematisch. Prinzipiell versuche ich schon im Designprozess die Gehäuse kompatibel mit verschiedenen elektronischen Komponenten auszulegen, um Verfügbarkeitsengpässe von Zulieferanten überbrücken zu können, oder um projektspezifische Produktoptionen wie zum Beispiel «Tunable White» oder andere individuelle Anforderungen abdecken zu können.
Die Elektronikindustrie entwickelt sich rasant und erfährt eine merkliche Effizienzsteigerung. So kann mittels Computersimulation die Lichtlenkung viel präziser ermittelt werden, so dass kein Streuverlust entsteht und damit wertvolles Licht «verschwendet» wird. Herausfordernd wird das Arbeiten mit Lichtmodellen, da mit fortschreitender Miniaturisierung Prototypen in diesen kleinen Massstäben nicht mehr selbst hergestellt werden können. Nach dem dreidimensionalen Aufbau einer Computer-Simulation kooperiere ich mit spezialisierten Produzenten für die Einzelteile.
«Licht wird sozusagen für den Menschen weniger greifbar, dafür umso mehr erlebbar.»
Pascal Amacker, Creative Director
Inwiefern verändern sich die Anwendungsbereiche von Leuchten?
Pascal Amacker: Durch die Miniaturisierung der Leuchten wird das Gesamtbild des Raumes ruhiger. Die Leuchten benötigen weniger Platz, nehmen sich optisch zurück und stellen die Wirkung des Lichtes in den Vordergrund. Licht wird sozusagen für den Menschen weniger greifbar, dafür umso mehr erlebbar.
Für Ihre Arbeit benötigen Sie neben kreativem Gestaltungsflair auch das Interesse an stetiger Erweiterung des technischen Knowhows. Worin sehen Sie eine Herausforderung in der Zukunft?
Pascal Amacker: Die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung ist herausfordernd. Als innovativer Leuchtenhersteller sind wir uns grundsätzlich an schnelle Arbeitsprozesse gewohnt. Gleichzeitig braucht Innovation aber viel Zeit und Ressourcen. Dies in Harmonie zu bringen ist das Herausforderndste für mich als Designer. Ich bin gespannt, wohin uns die stetige Effizienzsteigerung in allen Bereichen hinführen wird und welche gesellschaftlichen Veränderungen das mit sich bringt.
«Wir folgen keinen modischen Trends, sondern suchen einen physischen Ausdruck für zeitlose Qualitätsprodukte mit innovativem, sinnlichem Charakter.»
Pascal Amacker, Creative Director
Schauen wir uns das Design noch etwas genauer an. Was zeichnet RIBAG Leuchten aus?
Pascal Amacker: Unsere Produkte sind sehr durchdacht. Wir haben immer den Anspruch, ein Produktergebnis zu erzielen, welches in technischer, formalästhetischer oder wirtschaftlicher Hinsicht gleichwertig ist. Wir folgen keinen modischen Trends, sondern suchen einen physischen Ausdruck für zeitlose Qualitätsprodukte mit innovativem, sinnlichem Charakter. Wir versuchen die Erscheinung eines Produktes auf den Punkt zu bringen, schliesslich soll sie der hochstehenden, präzisen Lichttechnik entsprechen. Auf Grund der Langlebigkeit unserer Produkte sollen diese dem ästhetischen Empfinden des Besitzers sowie dessen Anwendungsansprüchen möglichst lange gerecht werden. Mit zeitloser ästhetischer Optik und optimalem Licht für alle geforderten Sehaufgaben kann jegliche Architektur in ihrer Ausgestaltung perfektioniert werden.
Was meinen Sie mit «die Erscheinung des Produktes auf den Punkt zu bringen»?
Pascal Amacker: Bei jedem Entwurf mache ich mir viel Gedanken zum technischen Konzept. Die Faszination besteht darin, ein ganzheitliches Erscheinungsbild mit Charakter zu gestalten. Jedes Bauteil hat einen Sinn und Zweck in Form und Funktion, sei es in der Herstellung, der Materialisierung, der Ausformung oder im passgenauen Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten. Je nach Kombination der Materialien müssen andere Bauteilverbindungen gewählt werden, bis das optimale Zusammenspiel besteht und das Design auch im Laufe der Zeit seine Perfektion erhält.
Wie entscheiden Sie, welche Bauteile für die Entstehung einer neuen Leuchte verwendet werden?
Pascal Amacker: Die Lichttechnik und die Raumwirkung sind die Schlüsselelemente unserer Produkte. Sie stehen am Anfang jedes Designprozesses. Für neue Techniken und Wirkungen suchen wir eine neue gestalterische Erscheinung, also eigentlich die ästhetischste Form, die es geben kann. Ich überlege mir dabei sehr genau wie die Form jedes einzelnen Elementes ausgestaltet sein soll. Dafür teste ich diverse Varianten und das jeweilige Zusammenspiel der Bauteile und ihrer Eigenschaften. In der Entwicklung und dem Design von neuen innovativen Produkten werden unterschiedliche Systeme validiert. Massgebend zur Ausgestaltung der Formensprache ist die Funktion der Leuchte und wie sich einzelne Elemente zum gesamten Produkt verhalten. Dann überlege ich mir auch, wie die einzelne Leuchte als Element einer ganzen Familie erscheint. Das Gestalten einer Leuchte hat also Einfluss auf eine ganze folgende Produktkollektion.
Sie reduzieren das Design neuer Leuchten also auf seine wesentlichen und notwendigen Bestandteile….
Pascal Amacker: Ja, die formale Reduktion ist ein grundsätzlicher Ansatz im Design. Das Produkt soll einen Charakter aufweisen, der den Menschen auf Anhieb anspricht. Die schönen, überzeugenden Formen werden konkretisiert, indem sie auf das Wesentliche reduziert werden. Es gibt in unseren Leuchten kein einziges Bauteil, welches keine eigene Funktion hat. Während des Designprozesses entwickeln sich der Charakter und damit die optische Erscheinung einer Leuchte. Das Produkt wird immer weiter reduziert, einfacher, schlüssiger, durchdachter und präziser. Ich «koche» es sozusagen auf die Essenz ein. Wir wollen verständliche klare Formen entwickeln, die zu einer klaren und gut strukturierten Architektur passen. Die Form soll zudem auf den Zweck der Leuchte hinweisen, auf die Führung im Raum, auf die Orientierung ob dies Begegnungszonen oder ruhende Bereiche sind und das Verständnis des Produktes ermöglichen.
«Wir schaffen Klassiker mit grosser Produktlebensdauer, welche gewisse sinnliche Komponenten in der Materialisierung aufgreifen.»
Pascal Amacker, Creative Director
Gibt es zeitloses Design überhaupt?
Pascal Amacker: Alles hat seine Zeit. Wir versuchen aber zeitloses Design zu generieren, welches dem Besitzer lange Freude bereitet. Wir lassen uns dabei von Trends inspirieren, folgen ihnen aber nicht. Wir schaffen Klassiker mit grosser Produktlebensdauer, welche gewisse sinnliche Komponenten in der Materialisierung aufgreifen. Beispielsweise durch eine spezielle Lackierung, eine besondere Linsenform oder die Art und Weise, wie sich das Licht auf der Leuchtenoberfläche spiegelt.
Welche Rolle spielt das Design in Bezug auf die Energieeffizienz von RIBAG-Leuchten?
Pascal Amacker: Beim Umweltschutz steht auf der einen Seite die Ressourceneffizienz des Unternehmens, auf der anderen Seite steht die Effizienz der Leuchten selbst. Beim Design spielt der effiziente Einsatz von Ressourcen eine grosse Rolle. Neben neuen Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet die Miniaturisierung Potential für eine bessere Ökologiebilanz des Produktes – weniger Material, weniger Ressourcen, weniger Gewicht, weniger Lagerplatz, weniger Verpackung. Trotzdem steigert sich die Energieeffizienz, die Lebensdauer und die Qualität des Lichts immer mehr. Die Optimierung der Wertschöpfungskette wird vorangetrieben. Als Designer wähle ich bewusst Materialien, welche auch im Zusammenspiel perfekt harmonieren und die Energieeffizienz unterstützen. Durch die fortschreitende Technologie werden zum Beispiel die LEDs nicht mehr so heiss, der Kühlkörper kann kleiner ausgestaltet werden. Gleichzeitig wird die Energieeffizienz der LEDs immer höher - mit weniger Strom wird mehr Licht erzeugt.
Unsere Produkte sind nachhaltig und gehören zu den qualitativ hochwertigsten Lichtprodukten in der ganzen Branche mit einer überaus langen Lebensdauer. Der Umweltschutz wird neben der positiven Energiebilanz dadurch unterstützt, dass wir keine Wegwerfartikel produzieren. Unsere 5-jährige Produktgarantie verdeutlicht diese Haltung. Durch zusätzliche Servicedienstleistungen unterstützen wir die Wiederverwendung von funktionsfähigen Einzelteilen. Funktioniert eine Leuchte nicht mehr, nehmen wir sie zurück, reparieren sie oder zerlegen sie zum Recycling. Wir haben diverse Ersatzteile von Leuchten an Lager, die schon lange nicht mehr im Verkauf sind. Wir versuchen zudem die Transportwege unserer Zulieferanten möglichst kurz zu halten.
«Die konstante, sehr hohe Qualität, die Liebe zum Detail in der Ausgestaltung sowie die kundenfreundliche und ressourcenschonende Montage sind entscheidende Merkmale.»
Pascal Amacker, Creative Director
Was zeichnet die beiden neuen Kollektionen SPARK und MILUM neben der Miniaturisierung aus und wodurch heben Sie sich von Konkurrenzprodukten ab?
Pascal Amacker: Über beide neuen Familien ist die miniaturisierte und hochpräzise Lichttechnik ein elementares Unterscheidungsmerkmal. Ausserdem beherrscht RIBAG die kongruente Produktgestaltung innerhalb einer Leuchtenkollektion. Die hochwertige Materialisierung in verschiedenen Variationen und die Individualisierbarkeit der Produkte sind einzigartig. Die konstante, sehr hohe Qualität, die Liebe zum Detail in der Ausgestaltung sowie die kundenfreundliche und ressourcenschonende Montage sind ebenfalls entscheidende Merkmale. Beide neuen Kollektionen überraschen zudem mit einem Wallwasher-Reflektor, welche zusätzliche Anwendungsbereiche eröffnen.
Bei MILUM ist uns die bisher schlankste Variante gelungen, es gibt kein kleineres, genauso effizientes Lichtwerkzeug auf dem Markt. Die Öffnung, durch welche das Licht gelangt, gespiegelt und gelenkt wird ist minimal, mit maximaler Lichtwirkung. Jeder einzelne Lichtstrahl wird gelenkt, ohne Streuverlust. Die freie Kombination von diffusem Licht mit Akzentlicht ermöglicht verschiedenste Lichtstimmungen mit ein und derselben Leuchte. So lassen sich Räume, die unterschiedlichste Anwendungsbereiche beinhalten individualisieren, zum Beispiel eine Küche: Im Bereich der Anrichte kann Akzentlicht eingesetzt werden, welches die Farben besonders schön zur Geltung bringt während gleich nebenan diffuses Licht die Grundbeleuchtung der Küche übernimmt.
SPARK überzeugt mit minimaler Einbauhöhe und maximalem, hochpräzisem Lichtaustritt. Durch die Miniaturisierung sind nur noch kleine Löcher in der Decke zur Montage erforderlich. Der kompakte Kühlkörper und die verschiedenen Montageoptionen ermöglichen sowohl in Bestandesbauten, als auch Neubauprojekten einen äusserst vielseitigen Produkteinsatz. Mit den zusätzlichen Individualisierungsmöglichkeiten durch verschieden materialisierte Abdeckrahmen resultiert für Architekten und Bauherren eine grösstmögliche Gestaltungs- und Planungsfreiheit.